Suchtprävention beginnt früh – und geht uns alle an

Prävention – vom lateinischen prevenire: verhindern, bevor es passiert

Prävention ist ein zentraler Bestandteil moderner Gesundheitsförderung. Im Kontext der Sucht bedeutet sie, frühzeitig tätig zu werden – nicht erst dann, wenn der Konsum problematisch wird, sondern bevor er überhaupt beginnt. Dabei geht es um mehr als „Nein sagen“. Es geht um Lebensbewältigung, Beziehungsgestaltung, Selbstvertrauen – und darum, dass junge Menschen ihren eigenen Weg finden, ohne sich im Rausch zu verlieren.

Zwei Perspektiven der Prävention ergänzen sich dabei:

  • Verhaltensprävention zielt auf das Individuum. Sie fördert Selbstbewusstsein, informiert über Risiken, stärkt Entscheidungsfähigkeit und motiviert zur Veränderung.
  • Verhältnisprävention betrachtet das Umfeld. Welche Strukturen, Werte und Räume fördern risikoreiches Verhalten – und wie können sie verändert werden?

Beide Ansätze sind gleich wichtig und sollten Hand in Hand gehen. Denn selbst die beste Informationskampagne wirkt wenig, wenn die Realität von Jugendlichen von Überforderung, Perspektivlosigkeit oder Gruppenzwang geprägt ist.

Die drei klassischen Ebenen der Prävention

Eine bewährte Orientierung bietet das Drei-Stufen-Modell:

  1. Primärprävention –richtet sich an alle Menschen und will das Entstehen einer Suchtproblematik verhindern. Beispiele sind Schulprojekte zur Stressbewältigung oder Programme zur Medienkompetenz.
  2. Sekundärprävention –setzt ein, wenn erste Anzeichen eines riskanten Konsums sichtbar werden. Ziel ist es, frühzeitig gegenzusteuern, bevor sich Muster verfestigen.
  3. Tertiärprävention –betrifft Menschen mit bestehender Abhängigkeit und will Rückfälle verhindern, soziale Integration fördern und Gesundheit stabilisieren.

Diese drei Stufen werden zusätzlich durch Zielgruppenorientierung ergänzt:

  • Universelle Prävention: richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig vom Risiko.
  • Selektive Prävention: fokussiert Gruppen mit erhöhtem Risiko – etwa Jugendliche mit belastenden Lebensumständen.
  • Indizierte Prävention: adressiert Personen mit ersten Anzeichen problematischen Konsumverhaltens.

Suchtprävention in der Lebenswelt: Beziehung statt Belehrung

Zentrale Erkenntnis aus der Praxis: Wirkungsvolle Prävention ist beziehungsorientiert und alltagsnah. Kinder und Jugendliche lassen sich nicht mit erhobenem Zeigefinger erreichen – sie brauchen echte, vertrauensvolle Bezugspersonen und Angebote, die ihre Lebenswelt verstehen.

Wichtige Bausteine:

  • Lebenskompetenzförderung: Kinder und Jugendliche lernen, mit Herausforderungen umzugehen – z. B. durch Konflikttraining, emotionale Intelligenz, Problemlösefähigkeit.
  • Konsum- und Risikokompetenz: nicht das Verbot steht im Vordergrund, sondern das reflektierte Auseinandersetzen mit Konsumverhalten – z. B. im Kontext von Social Media, Alkohol oder Cannabis.
  • Verlässliche Beziehungen: Pädagog:innen, Trainer:innen, Eltern – sie alle sind wichtige Anker im Alltag. Ihr Umgang mit Stress, Konsum und Regeln prägt junge Menschen nachhaltig.
  • Alltagsrelevanz: Prävention muss dort stattfinden, wo Kinder und Jugendliche sind – in Schule, Sportverein, digitalem Raum. Und sie muss die Themen aufgreifen, die sie beschäftigen.

Programme, die wirken – und vor Ort erprobt sind

In Mittelsachsen werden bereits zahlreiche Programme erfolgreich eingesetzt. Sie decken unterschiedliche Altersgruppen, Lebensbereiche und Themenschwerpunkte ab:

Eine Übersicht aller empfohlenen Angebote findet sich auf der Grünen Liste Prävention.

Mehr zu Suchtprävention und Wohnprojekt Zwischenstopp:

Fokusveranstaltung: Suchtprävention im Sport – Fair Play auch außerhalb des Spielfelds

Der Sportverein ist für viele junge Menschen ein zweites Zuhause – ein Ort für Gemeinschaft, Erfolg und Vorbilder. Doch auch hier spielt der Umgang mit Alkohol, Schmerzmitteln oder Leistungsdruck eine Rolle. Die Frage lautet: Wie gelingt Prävention in einem leistungsorientierten Umfeld?

Zwei Veranstaltungen bieten aktuell Antworten:

Fair Play auch abseits des Spielfeldes – Umgang mit Drogen & Alkohol im Sportverein

  • 05.06.2025 | 17:30–20:30 Uhr | Boxhalle Döbeln e. V.
  • 19.06.2025 | 17:30–20:30 Uhr | Goldener Löwe Hainichen
  • Fachvortrag: „(Leistungs-)Sport und Suchtmittelkonsum – passt das zusammen?“
  • Austausch mit Berater:innen aus der Suchtprävention
  • Methoden und Strategien für Trainer:innen – zwischen Vorbildfunktion, Abgrenzung und Gesprächsführung

📩 Anmeldung über den Kreissportbund Mittelsachsen e.V.

Suchtprävention als gemeinsame Verantwortung

Suchtprävention ist nicht Aufgabe Einzelner – sie ist ein Zusammenspiel vieler. Schule, Elternhaus, Jugendhilfe, Vereine, Kommunalpolitik, Polizei und Gesundheitswesen – sie alle tragen Verantwortung. Damit Prävention gelingen kann, müssen Kräfte gebündelt, Zuständigkeiten geklärt und verlässliche Strukturen geschaffen werden.

Nur wenn Prävention vernetzt, dauerhaft und ressourcenorientiert gedacht wird, kann sie Wirkung entfalten. Es braucht lokale Netzwerke, Fortbildungen, politische Unterstützung und Räume zur Begegnung – für Kinder, Jugendliche, Familien und Fachkräfte gleichermaßen.

Fazit: Suchtprävention beginnt früh – und gelingt nur gemeinsam

Suchtprävention ist kein „Nice-to-have“ – sie ist eine Investition in die Zukunft junger Menschen. Sie schützt, begleitet und befähigt – und sie stärkt das soziale Miteinander in unserer Gesellschaft.

Weitere Informationen, Projekte und Unterstützungsangebote finden Sie hier:

🔗 Suchtprävention Sachsen
🔗 PIT Mittelsachsen
🔗 Aktion Jugendschutz Sachsen e. V.
🔗 Kinder ohne Alkohol und Nikotin
🔗 Cannabis-Kompakt

Der Beitrag entstand in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Mittelsachsen.

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